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„Vagina Kayak“: Wie ein Sexspielzeug aus dem 3D-Drucker zum Politikum wurde

Sexspielzeug aus dem 3D-Drucker gibt es nicht erst seit gestern: Bereits zu Beginn des Jahrzehnts waren 3D-Printer auf dem Markt, die in der Lage waren, einfache Gegenstände zu formen. So manche Frau nutzte diese Gelegenheit, um sich einen extra langen Dildo oder einen Buttplug anzufertigen.

In Japan wurde ein Sexspielzeug aus dem 3D-Drucker im Sommer 2014 zu einem Politikum ersten Ranges: Die Künstlerin Megumi Igarashi hatte eine dreidimensionale Vagina entwickelt und die entsprechenden Druckerdateien öffentlich zum Download angeboten. Als Vorbild diente ihr eigenes Geschlechtsteil. Kurze Zeit später wurde sie verhaftet und zu einer Geldstrafe von umgerechnet 6.600 Dollar verdonnert – sehr zum Missfallen der japanischen Öffentlichkeit.


Igarashi: „Weibliche Anatomie ist nicht obszön“

Eine der vielen Obskuritäten dieser Story ist, dass die Vagina kein herkömmliches Sexspielzeug aus dem 3D-Drucker war, sondern ein Kajak. Neben dem Wasserfahrzeug bot die Japanerin zum Zeitpunkt der Verhaftung eine Reihe weiterer Vagina-basierter Produkte zum Kauf an – unter anderem Smartphone-Hüllen, Lampenschirme sowie ein Miniaturmodell des Kajaks.

Die „Vagina Kayak Lady“, wie Megumi Igarashi in der internationalen Presse fortan betitelt wurde, gab sich mit der Entscheidung des Gerichts nicht zufrieden und legte Berufung ein. Ihre Argumentation: Die weibliche Anatomie sei nicht obszön – daher sei die Strafe unangemessen hoch. Es war ihr Glück, dass weite Teile der japanischen Öffentlichkeit dies genau so sahen. Die Strafe wurde letztlich abgemildert, sodass die Künstlerin eine geringere Strafe zahlen musste. Statt 6.600 Dollar waren am Ende 3.300 Dollar an die Staatskasse zu entrichten.


Japan: Liberale Gesellschaft, prüde Medien

Der oben geschilderte Fall lenkte die Aufmerksamkeit der japanischen Öffentlichkeit auf die bizarren und teilweise veralteten Ansichten von Sexualität, die in den dortigen Medien noch immer sehr verbreitet sind. So werden in Japan Genitalien grundsätzlich verpixelt bzw. mit einem schwarzen Balken belegt. Von Zuständen wie in den USA, wo das Zeigen einer weiblichen Brustwarze zu einem Skandal hochstilisiert wird, ist das Land der aufgehenden Sonne zum Glück noch weit entfernt.

Dabei sind Japaner eigentlich alles andere als prüde. Auch wenn sie Statistiken zufolge seltener Geschlechtsverkehr haben als Menschen in anderen Nationen, wird mit dem Thema Sexualität im Alltag relativ frei umgegangen. Dies drückt sich auch in der Affinität zu Mangas und Animes mit erotischen Inhalten aus. Der Trend geht hin zu Virtual-Reality-Sex, bei dem auch Sexspielzeuge aus dem 3D-Drucker zum Einsatz kommen. Es bleibt zu hoffen, dass die Japaner nicht den Spass an echtem Sex verlieren – ansonsten steht zu befürchten, dass die Einwohnerzahl von derzeit 127 Millionen langfristig auf weniger als 100 Millionen sinken wird.
 

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